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Jahresbericht 2012/13

Soko Ahrensburg“: Tatort Stormarnschule

Welcher Zusammenhang besteht zwischen einer „adverbialen Bestimmung“ in einer Deutschstunde und einem „Einsatzwagen der Ahrensburger Polizei“? Richtig: sie sind Gelingens-voraussetzungen für den guten Unterricht. Nein, damit sind nicht ständig kursierende Polizeiwagen gemeint, die — als adverbiale Bestimmung des Ortes — an der Stormarnschule und — als adverbiale Bestimmung der Zeit — in ca. 1350 Wochenstunden auftauchen. Es ist die Vermittlung von Inhalten, die so erfolgreich ist, dass sie den Mut weckt, der eigenen Leistung und derjenigen seines Gegenübers zu vertrauen, um so ein gemeinsames Ziel zu erreichen, ein selbstständiges und kreatives Produkt zu schaffen. Der Deutschlehrer Herr Karsten hat seinen Schülern erlaubt, ihre Idee, die sich aus einer Grammatikaufgabe ergab, in ein Filmprojekt umzusetzen, um auf diese Weise ihm beweisen zu können, dass man das „Klassenziel“ erreicht hat. Entstanden ist so in vollkommener Eigenregie ein „Krimi“ von Schülern der Klasse 6c in Zusammenarbeit mit der Polizei Ahrensburg: „Soko Ahrensburg — Gebrochene Herzen“.

Das Andere, das Fremde kennenlernen, sich mit ihm auseinandersetzen und damit wiederum sich selbst erfahren — das ist möglich im Mikrokosmos des Unterrichts, wenn in der Chemiestunde experimentell überlegt wird, wie schmutziges Wasser, das tagtäglich von einer Milliarde Menschen getrunken werden muss, zu — für uns selbstverständlichem — Trinkwasser umgewandelt wer- den kann; im parallel angestrebten Abschluss sowohl des deutschen als auch des französischen Abiturs; im Perspektivwechsel, wenn andere Kulturen, Gepflogenheiten und Sitten auf den Studienfahrten erlebt werden, oder wenn Gastschülerinnen aus Ägypten fasziniert von ihrem ersten Schnee im grünen Ahrensburg berichten. Ein Ahrensburg, das beim Betrachten des Universums mittels Fernrohr unserer Sternwarte schnell in die relative Bedeutungslosigkeit verschwinden kann.

Der didaktische Ansatz der Multiperspektive hat im gesamten pädagogischen Konzept der Stormarnschule eine tragende Bedeutung. Daher versuchen wir, am klassischen Fächerkanon — so lange es die hochfliegenden Pläne aus Kiel überhaupt noch ermöglichen — festzuhalten. Das bedeutet, wir möchten unsere Schülerinnen und Schüler in den einzelnen klassischen Naturwissenschaften und darüber hinaus in der Informatik und in der Astronomie, den Fremdsprachen Englisch, Latein und Französisch sowohl singulär als auch kontextgebunden (vg. AbiBac) unterrichten. Die Säule bildet dabei stets die musikalische Ausbildung neben der Kunst und dem Sport. Wir glauben, dass gerade der jeweils unterschiedliche Blick auf gleiche oder ähnliche Sachverhalte, Situationen u.ä. den Blick fürs Ganze schult und zur kreativen Selbstständigkeit bzw. Eigentätigkeit beflügeln kann — und letztlich zur Stärkung der Selbst- und Sozialkompetenz.

Der Blick in die Sterne ... oder das Fach Astronomie gewinnt an unserer Schule zunehmend an Bedeutung. Frau von Werder bietet seit vielen Jahren bereits Arbeitsgemeinschaften in diesem Bereich an und unterrichtet das Fach in der Oberstufe so erfolgreich, dass die Schülerzahlen ständig steigen und sie deshalb von Herrn Johannsen unterstützt wird. Das langjährige Engagement ist nun ausgezeichnet worden: Als eine von bundesweit 35 Schulen ist die Stormarnschule nun Partnerschule des Hauses der Astronomie in Heidelberg. Neben direkten Einblicken in die astronomisch-physikalische Forschung, u.a. auch durch das Max-Planck-Institut für Astrophysik (Heidelberg), wird der Astronomiestützpunkt der Stormarnschule durch Medienkoffer und Unterrichtsmodule sowie thematische Lehrerfortbildungen gestärkt. Neben vielen Angeboten für Lehrkräfte besteht jetzt auch für interessierte Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, an bundes-, europa- und weltweiten Projekten des Hauses der Astronomie und an Astronomie-Wettbewerben teilzunehmen.

Von den Sternen zurück zur Erde: In unseren internationalen Beziehungen etabliert sich zunehmend der direkte Schüleraustausch mit unseren Partnerschulen. Der Aufenthalt von Austauschschülern — sei es aus dem europäischen oder außereuropäischen Ausland — an der Stormarnschule gehört mittlerweile zu unserem Alltag und bedarf zunehmend einer differenzierten Koordinierung. Die gelebte Internationalität ist zur Zeit besonders in der teilweise bilingualen Oberstufe zu erleben, da wir nun bereits im zweiten Jahr Schülerinnen und Schüler sowohl auf das deutsche Abitur als auch auf das französische Baccalauréat vorbereiten. Anlässlich des deutsch- französischen Tages und gleichzeitig des 50. Geburtstages des Elysée-Vertrages haben sich die beiden Partnerschulen — das Lycée Jean Dautet (La Rochelle) und die Stormarnschule — gegenseitig besucht. Der 14. Februar 2013 war für uns sprichwörtlich ein Valentinstag: Wie es der Zufall— sollte es ihn denn geben — so wollte, waren an diesem Tag, an dem wir den Partnerschaftsvertrag mit dem Lycée Jean Dautet unterzeichneten, ebenfalls Schüler und Lehrer unserer Partnerschulen aus Woodbridge (England) und Hongkong (China) anwesend. Die Vertreterin des Kieler Ministeriums Frau Dr. Fandel hob insbesondere unser interkulturelles Engagement hervor, indem sie mit der Möglichkeit eines doppelten und somit internationalen Schulabschlusses auf unsere „Einzelstellung in Schleswig-Holstein“ hinwies. Frau Dr. Fandel unterstrich die enorme Einsatzbereitschaft unserer Fachschaft Französisch und bewunderte die Schülerinnen und Schüler, die „mit erhöhtem Arbeitseinsatz und Leistungsbereitschaft den Doppelabschluss anstreben und sich einen guten Weg für die berufliche Zukunft sichern“. Gefestigt ist diese Partnerschaft sicherlich auch mit Katja, die — aus der Verwaltung vom Lycée Jean Dautet kommend — ein sechswöchiges Praktikum im Sekretariat unter der Anleitung von Frau Gehlhaar und Frau Wenzlawski absolvierte.

Ebenso sind in diesem Schuljahr unsere Beziehungen zum asiatischen Kontinent mit einer Teilnahme unserer Schüler an einem Wassersymposium in Nanjing und mit einem weiteren deutsch-chinesischen Partnerschaftsvertrag vertieft worden. Das verbindende Element zwischen der Stormarnschule und der Jincai Experimental Middle School ist hier die Sprache aller Sprachen: die Musik. Es ist geplant, über den Orchesteraustausch hinaus den direkten Schüleraustausch anzustreben.

Mögliche Früchte unserer internationalen Aktivitäten erlebte ich, als ich zwölf Schülerinnen aus Alexandria (Ägypten) begrüßen durfte. Diese jungen Frauen sehen mit ihrem Besuch bei uns eine Möglichkeit, über neu geknüpfte Beziehungen einen Lebensentwurf zu gestalten, der nicht allein von den unsicheren Verhältnissen in ihrem Heimatland bestimmt wird. Frau Ahues haben wir diesen besonderen Kontakt zu verdanken — sie hat sechs Jahre in der Schulleitung der deutschen Schule in Alexandria gearbeitet, bevor sie in diesem Schuljahr zu uns zurückkehrte.

Optionen fürs berufliche Leben nach der Stormarnschule hat wiederum der diesjährige „Infotag Arbeitswelt“ unseren Schülerinnen und Schülern angeboten. Über 40 engagierte Eltern und Ehemalige stellten ihre Berufe auf einer Messe und in anschließenden Workshops vor.

Dass unsere Schülerinnen und Schüler sich selbst erproben wollen, ihre eigenen Grenzen, aber auch ihr Potenzial jenseits des Unterrichtsalltages entdecken wollen, zeigt die zunehmende Anzahl von unterschiedlichen Wettbewerben an unserer Schule. Deren wachsende Teilnehmerzahl und die erzielten Erfolge sprechen für sich: 389 Schülerinnen und Schüler beteiligten sich am «Känguru-Mathematik-Wettbewerb»; bei der Kreisrunde der Mathematik Olympiade in Trittau erreichten vierzehn Stormarnschüler drei dritte Plätze und elf Urkunden; im Bereich der Informatik nahmen 70 Schülerinnen und Schüler am 6. Biberwettbewerb teil, 88 Schülerinnen und Schüler haben im Mai mit Erfolg die externe Französisch-Prüfung «DELF» abgelegt. Corvin Gutzeit ( 13. Jahrgang) qualifizierte sich für die zweite Runde des landesweiten Latein-Wettbewerbs «Certamen Cimbricum». David Rettmann (6d) hat den diesjährigen Vorlesewettbewerb der 6. Klassen auf Kreisebene gewonnen.

Beachtliche Erfolge erzielten unsere Sportler: Die Golf-Mannschaft errang bei den Landesmeisterschaften im Rahmen von „Jugend trainiert für Olympia“ den ersten Platz und nimmt damit am Bundesfinale in Berlin teil. Alice Gebhardt (9b) wurde Deutsche Meisterin im Rettungsschwimmen. Die Turnerinnen Delia de la Rubia, Magdalena Bürk, Greta und Emma Kastien belegten den zweiten Platz beim Landesfinale „Jugend trainiert für Olympia“. Und unsere Volleyballmannschaft erspielte sich den ersten Platz bei der Kreismeisterschaft. Beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ konnten der Cellist Maximilian David Ferst aus der Klasse 7b, die Blockflötistin Luise Fischer aus der 10c sowie die Geigerin Rosa Margareta Pantaenius aus der Klasse 6b die begehrten Bundespreise nach Hause holen.

Auch in diesem Schuljahr haben unsere Musiker mit ihren Hunderten musikalisch engagierten Schülern in den Chören und Orchestern die Sommer- und Weihnachtskonzerte sowie die Gemeinschaftskonzerte mit anderen Schulen aus dem In- und Ausland bewundernswert organisiert und bravourös aufgeführt.

Und unsere Künstler haben im Laufe des Schuljahres mit ihren Schülern vielfach an Workshops, Ausstellungen und Künstlergesprächen teilgenommen bzw. sie organisiert. So sind beispielsweise Schülerarbeiten aller Jahrgangsstufen aus dem Kunstunterricht im Rathaus der Stadt Ahrensburg ausgestellt worden.

Selbstverständlich pflegen wir unsere Kontakte auch über die neuen Medien. Gleichzeitig ist es erklärtes Ziel der Stormarnschule, die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler zu stärken und zu erweitern, indem wir Schülern und Lehrern im Bereich des Schulgeländes für unterrichtsbegleitende und lernunterstützende Zwecke einen Internetzugang, einen WLan-Zugang, ein eigenes Schulnetzwerk, eine schuleigene Kommunikationsplattform zur Verfügung stellen. Die Administratoren sind kompetente Schüler mit ihren beiden Lehrerinnen Frau Burmester und Frau Vetter — begleitet und unterstützt werden wir dabei von unserem Schulträger und dem Land Schleswig-Holstein. Ein herzliches Dankeschön an unser lT-Team, das geduldig und souverän Fragen beantworten bzw. beruhigen und überzeugen konnte.

Unser Schulverein „Verein der Freunde“ hat einen erheblichen Beitrag zur Unterrichtsentwicklung an der Stormarnschule geleistet, indem er dafür sorgte, dass die von Herrn Buhl vorgestellte Dokumentenkamera innerhalb eines Medienkonzeptes flächendeckend installiert wurde. Ein herzliches Dankeschön an Herrn Buhl und den VdF!

Ebenso möchte ich mich bei unserem Schulverein für die schönen Spielgeräte auf unserem Pausenhof bedanken. Sie werden sehr gern von unseren Schülerinnen und Schülern angenommen.

Herr Degen hat weibliche Verstärkung bekommen:

Zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres trat Frau Stöcker ihren Dienst als Hausmeisterin bei uns an. Weitere Bewegungen im Lehrerkollegium: Nach ihrem sechsjährigen Dienst in Ägypten kehrte Frau Ahues (Deutsch, Geschichte) wieder zu uns zurück. Frau Schmidt (Latein, Sport), Frau Gramzow (Deutsch, Geschichte, ev. Religion) und Frau Lienhard-Schlieter (Deutsch, Biologie) sind aus der Elternzeit zurückgekommen, Frau Kaßler (Englisch, Biologie) und Herr Hengst (Rechtskunde) haben ihren Dienst aufgenommen. Frau Osterhoff (Biologie, Chemie) und Frau Vetter (Deutsch, Englisch, Sport) haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und anschließend ihre erste Stelle an der Stormarnschule angetreten. Frau Piepereit (Mathematik, Geografie) und Herr Flechsig (Deutsch, Geschichte) haben ihr Zweites Staatsexamen erfolgreich absolviert und Frau Staudte (Französisch, Wirtschaft/Politik) und Frau Engelke (Deutsch, Französisch) haben ihr Studienreferendariat begonnen. Herr Lensch verlässt die Stormarnschule und geht nach Reinbek, und Frau Schulze (Mathematik, Philosophie), Frau Heling-Opitz (Englisch, Geografie) und Frau Wendt (Mathematik, Musik) haben Elternzeit in Anspruch genommen. Am Ende des ersten Schulhalbjahres ist Herr Kaufhardt (Mathematik, Geschichte) in den Ruhestand getreten und am Ende des Schuljahres haben wir Frau Gertz (Sport) in den Ruhestand verabschiedet.

Mein Dank geht an alle Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Schulträger für ein insgesamt sehr arbeitsintensives und in der Sache außerordentlich erfolgreiches Schuljahr!

„Was bleibt?“ frage ich in Anlehnung an das fantastische Musical unseres diesjährigen 13. Jahrgangs am Ende meines Jahresberichtes: Manchmal müssen wir uns doch auf die Zehenspitzen stellen, um nach den Sternen greifen zu können. Aber es lohnt sich immer wieder:

Für Herrn Marienberg von der Polizei Ahrensburg war das Krimiprojekt der 6c das „Grandioste, was ich in 34 Jahren bei der Polizei erlebt habe“. Innerhalb unseres Stormarnschul-Kosmos des Schuljahres 2012/2013 war ich persönlich besonders berührt, als ich der Abiturientin Marie Zankel ihr Abiturzeugnis überreichen durfte. Gemeinsam mit Louisa Stern hatte sie mir nämlich als Fünftklässlerin im August 2004 — zwei Tage nach ihrer eigenen Einschulung — zu meiner Amtseinführungsfeier die „Schultüte“ übergeben. Nach neun Jahren der Anstrengung stand vor mir eine junge Frau, die mich glücklich-stolz anlächelte. Es sind dies die Momente, die für mich die schönste Entlohnung für manch mühsam durchschrittenes Tal im nicht immer sonnigen Alltag bedeuten.

Haben wir also weiterhin den Mut, auch hochgesteckte Ziele zu verfolgen, Visionen mit Leben zu füllen, um uns — gemeinsam mit unseren Schülerinnen und Schülern — die Freude an der gemeinsamen Arbeit zu erhalten.

Daher: Schöne Schule — schöne Stormarnschule

Dr. Michaela Witte

 

aus: Jahrbuch der Stormarnschule 2012/13 S.5-8