
Holocaust-Überlebende an der Stormarnschule: Einladungen von Zeitzeugen im Rahmen der Yad-Vashem-Partnerschaft
Heute am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 75. Mal. Angesichts von zunehmendem Antisemitismus und Rassismus möchte die Stormarnschule mit ihrer internationalen Ausrichtung ihren Beitrag dazu leisten, dass die Erinnerung an die NS-Verbrechen nicht verblasst. Als erste Schule in Schleswig-Holstein wird sie daher Anfang Juni 2020 einen Partnerschaftsvertrag mit der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem unterzeichnen.
Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass die Stormarnschule bestimmte erinnerungskulturelle Projekte besonders fördert. Dazu gehören z. B. die Mitgestaltung des Gedenktages zur sogenannten Reichspogromnacht am 9. November durch Schülerinnen und Schüler des Profilkurses Geschichte, die regelmäßig stattfindenden Besuche der KZ-Gedenkstätte Neuengamme oder auch die Einladungen von Holocaust-Überlebenden und jüdischen Zeitzeugen. Zudem nehmen Geschichtslehrer der Stormarnschule seit 2017 regelmäßig an den fachdidaktischen Fortbildungen teil, die Yad Vashem in Kooperation mit dem Kieler Bildungsministerium seit einigen Jahren anbietet.
Auf ihrem Weg zur Yad-Vashem-Partnerschule hat die Fachschaft Geschichte am 22. Januar 2020 nun schon zum zweiten Mal in diesem Schuljahr einen Holocaust-Überlebenden eingeladen. Bereits im November 2019 war die Auschwitz-Überlebende Eva Szepesi im Rahmen eines Oberstufen- Projektes zu Gast an der Schule gewesen; jetzt erzählte Tswi Herschel, begleitet von seiner Tochter Natali, dem neunten Jahrgang seine Lebensgeschichte. Herschel, der 1942 in den Niederlanden geboren wurde, verlor beide Eltern durch den Holocaust. Er selbst überlebte nur, weil ihn seine Eltern direkt nach der Geburt bei einer holländischen Familie versteckten. Zu seiner Geburt hatte ihm der Vater einen selbst gezeichneten Lebenskalender geschenkt und darin bedeutende Ereignisse seines Lebens vorausgesagt. Heute dient dieser als roter Faden in den Vorträgen von Tswi Herschel, der für sein Engagement für die deutsch-jüdische Aussöhnung 2019 das Bundesverdienstkreuz erhielt. Während Herschels Power-Point-Vortrag, der über eine Stunde dauerte, herrschte in der Denkmalturnhalle der Stormarnschule eine gebannte Stille und am Ende hatten die Schülerinnen und Schüler so viele Fragen, dass bei weitem nicht alle beantwortet werden konnten. Über das, was sie von Tswi Herschel und seiner Tochter Natali erfahren haben, werden die Schülerinnen und Schüler mit Sicherheit noch lange sprechen und nachdenken.
(Dr. A. Muschik)