Jahresbericht 1992/93
Bericht des Schulleiters über das Schuljahr 1992/93
In der ersten Woche dieses Schuljahres wurden die neuen Sextaner in festlichem Rahmen aufgenommen und auf ihre Klassen verteilt. Damit sie sich untereinander und ihre neue Schule besser kennenlernen konnten, haben ihre Lehrer, unterstützt von den Patenschülern der Schülervertretung, in den ersten Tagen ein Programm durchgeführt, das vom Schulquiz über eine Rallye bis zu einer Wanderfahrt in ein nahes Jugendheim reichte.
Die 6. Projektwoche stand unter dem Motto »500 Jahre Amerika«, folglich wurden in ihrbesondersThemen behandelt, die sich mit Problemen und Fragestellungen der Neuen Welt befaßten: Von der Lage der Ureinwohner (Indios in den Anden) bis zur Freizeitkultur der US-Bürger (Filmfabrik Hollywood) reichten die Inhalte der Projekte, so daß die Präsentation zum Schluß neben einer Buchausstellung zur Geschichte Amerikas z.B. eine Demonstration des American Football bot.
Neben dem Schüleraustausch mit unserer Partnerschule in Kirkland (Seattle) konnte wieder eine große Gruppe nach Castres (Toulouse) fahren. Während der Erfolg des USA-Programms weitgehend von den Umständen abhängt, die der einzelne Schüler hier oder dort antrifft, und natürlich von seiner eigenen Bereitschaft, sich dem Neuen aufgeschlossen zu nähern, wird der Erfolg des Frankreichaustausches wesentlich bestimmt durch die hervorragende Zusammenarbeit der leitenden französischen und deutschen Kolleginnen und Kollegen.
Gleiches gilt sicherlich für die Studienfahrten des 13. Jahrgangs, deren Programm maßgeblich durch die Erfahrungen, die die begleitenden Kollegen einbringen können, geprägt wird. Neu war in diesem Jahr das Angebot an den 11. Jahrgang, an einer dreitägigen geographisch-biologisch orientierten Exkursion in den Nationalpark »Wattenmeer« teilzunehmen. Der Erfolg der Exkursion, die neben der vertiefenden Arbeit an umweltpolitischen Aspekten auch einen integrativen Einfluß auf den Jahrgang ausüben sollte, ist umstritten, so daß eine Fortsetzung nicht gesichert erscheint.
Als Beitrag zur Suchtprävention sollte das Angebot, an einem europaweit initiierten Projekt »Rauchfreie Schule« teilzunehmen, eine zentrale Stelle in diesem Schuljahr einnehmen. Leider kam vom Land nicht die notwendige personelle Unterstützung, so daß die beauftragten Kollegen ihre Vorbereitung einstellen mußten; einzig der Verzicht auf das Rauchen im Lehrerzimmer und die Verlagerung der Raucherecke für Oberstufenschüler in einen Außenbereich der Schule sind in diesem Zusammenhang als positive Begleiterscheinung zu werten.
Mit weit besserem Erfolg sind die Neugestaltung des Schulgartens (einschließlich der Errichtung eines Gewächshauses) und die Neueinrichtung der Schülerbücherei vorgenommen worden.
Beim Schulgarten soll der Versuch unternommen werden, Kunst und Natur zusammenzuführen; damit wird der Rahmen, den sich die Kunstfachschaftfür die Ausgestaltung des Schulgebäudes gesetzt hatte, deutlich erweitert.
Das Schaffen bildnerischer Objekte für Flure und Klassenräume soll auch im nächsten Schuljahr ungebrochen fortgesetzt werden.
Kontinuität in unserer Arbeit konnte in diesem Jahr trotz der Versetzung von Herrn Kempka und Herrn Färber in den Ruhestand weiterhin gewährleistet werden:
Als Nachfolger für Herrn Kempka wurde Herr Seidel zum stellvertretenden Schulleiter bestimmt, der als langjähriges Mitglied der Schulleitung entsprechende Erfahrung mitbringt. Die Lücke, die Herr Färber im Fachbereich Musik hinterlassen hat, wurde durch Herrn Klaue, den Herr Färber seit Jahren »aufgebaut« hat, in Zusammenarbeit mit Herrn Johannsen geschlossen. Immerhin war die Schule personell im ganzen befriedigend ausgestattet, wenn auch fachspezifisch ein erhebliches Stundenfehl in Religion und Musik vorhanden war, das auch im jetzigen Schuljahr noch nicht abgebaut ist. Immerhin war die Schule in der Lage, für die 5., 6. und 7. Klassen anstelle von Religion Philosophieunterricht zu erteilen, der sich an den gerade erst fertiggestellten Lehrplänen orientieren konnte.
Vor kaum lösbare Probleme stellte uns die negative Entwicklung des Etats der Stadt Ahrensburg, die einschneidende Sparmaßnahmen für unsere Schule mit sich brachte. Zunächst wurden die Planungskosten für die Sporthalle gestrichen, dann der eigentliche Baubeginn auf unbestimmte Zeit verschoben. Angesichts der desolaten Zustände in den bestehenden Hallenräumen ist damit ein angemessener Sportunterricht auch weiterhin nur eingeschränkt möglich.
Leider sind auch die anderen mittelfristig über einige Jahre gestreckten, obwohl für dringlich gehaltenen Verbesserungen im räumlichen und sächlichen Bereich ins Stocken geraten, weil die Gelder nur gekürzt verfügbar waren.
Die Heizungszentrale konnte noch modernisiert werden, doch für die dringenden Reparaturen in den Sanitärbereichen fehIte schon das Geld, ebenso wie für die Renovierung des Büchereikellers.
Daß seit geraumer Zeit nur noch die Hälfte der im Investitionsplan vorgesehenen Geräte und Lehrmittel angeschafft werden können, paßt genau zu der Mühe, die es macht, weiterhin die Realisierung der Wünsche bezüglich der Pausenhalle, des Schulhofes und des Bündels energiesparender Maßnahmen angesichts einer erheblichen Neuverschuldung des Schulträgers durchzusetzen.
Die erschütternden und alarmierenden Ereignisse von Mölln lösten in der Schule Betroffenheit bei Schülern und Lehrern gleichermaßen aus; eine spontane Sammlung erbrachte eine ansehnliche Unterstützung, die einer der betroffenen türkischen Familien überbracht wurde.
Bemerkenswert war wohl, daß neben der materiellen Hilfe die persönliche Anteilnahme ausgedrückt werden konnte, so daß ein sichtbares Zeichen für die Verbundenheit mit den türkischen Mitbürgern und gegen Ausländerhaß gesetzt worden ist.
Besonders an diesem Beispiel zeigte sich, daß ein Grundkonsens bei Eltern, Lehrern und Schülern bei der Definition pädagogischer Ziele besteht; diese Übereinstimmung hat bisher, so auch im vergangenen Jahr, wesentlich dazu beigetragen, trotz aller Schwierigkeiten die Arbeit der Schule inhaltlich weiterzuentwickeln.
Ausblick auf das nächste Schuljahr
Zu Beginn des neuen Schuljahres ist Miss Graham als englische Assistentin an unsere Schule gekommen. Nach zweijähriger Pause wird die Fachschaft Englisch damit neben Frau Stein einen weiteren "native speaker" in ihren Reihen haben.
In den Fächern Religion, Musik und Kunst werden wir aber weiter mit Fehlstunden arbeiten müssen.
Es wird außerdem immer schwieriger werden, die nötigen Etatmittel für geplante Verbesserungen in den Fachbereichen der Schule zu erhalten.
Wird der Chemiefachbereich noch teilweise neu ausgestattet werden, so müssen die Sporthallenpläne sicherlich über das folgende Schuljahr hinaus zurückgestellt werden.
Hans-Christian Frahm
aus: Jahrbuch 1992/93 der Stormarnschule Ahrensburg