Jahresbericht 1994/95
Bericht des Schulleiters über das Schuljahr 1994/95
Der Ausblick auf das nächste Schuljahr im letzten Jahrbuch 1993/94 hatte es schon angedeutet: Dieses Jahr stand ganz im Zeichen der Vorbereitung des Sporthallenneubaus, des Ringens um die Unterrichtsversorgung, also um das Verbleiben von Kolleginnen und Kollegen an unserer Schule, und um die weitere Ausprägung des Schulprofils, indem die Rahmenbedingungen eines Musikzweiges erarbeitet wurden.
Die Planung der Sporthalle hatte doch soviel Zeit in Anspruch genommen, daß der Baubeginn erst am Anfang der Sommerferien 1995 lag. Immerhin konnten so die besonders lärmbelastenden Aushubarbeiten in der unterrichtsfreien Zeit der Ferien vorgenommen werden.
Zuvor waren viele generelle und Einzelentscheidungen zu fällen. Die Bauleitung, Mitglieder der Bau- und Schulausschüsse und Vertreter der Schule haben gemeinsam mit dem Architekten um eine Lösung gerungen, die sowohl kostengünstig als auch fachgerecht sein sollte. Einmal wurde entschieden, daß die lichte Höhe des Hallenraumes so bemessen sein sollte, daß alle wesentlichen Ballspiele turniergerecht durchgeführt werden können. Die Größe des Spielfeldes wird der eines Handballfeldes mit dem vorgeschriebenen Auslauf entsprechen. Fragen des Sportbodens, der sanitären Bereiche und der Begrünung des Umfeldes waren Gegenstand intensiver Sitzungen, an denen zum Teil auch Vertreter der Schülerschaft und der Fachschaften teilnahmen. Wir hoffen also wohl mit Recht, daß ein tragbarer Kompromiß zwischen dem wirtschaftlichen Aspekt und einer optimalen Nutzungsmöglichkeit gefunden wurde.
Unabhängig von der Hallenplanung wurden auf dem Gebiet der Gebäudeunterhaltung weitere Fortschritte erzielt: Der Fachbereich Chemie wurde weiter verbessert, die Zentralisierung der Büchereien vorangetrieben, indem die Lehrerbücherei verlegt wurde, und ein Sanitärbereich für die Schüler renoviert. Eine reelle Chance, auch in Zukunft die Schwerpunkte der sächlichen Verbesserung innerhalb derschulischen Gremien selbst zu entscheiden, liegt in der auch auf die Schulen auszudehnenden Budgetierung des städtischen Haushalts. Wenn die Schule, vorausgesetzt, sie erhält insgesamt ausreichende Mittel, die zugeteilten Haushaltsstellen in einen internen Deckungskreis einbringen kann, und zwar im Verwaltungs- wie auch im Investitionshaushalt, dann müßte es möglich sein, besondere Schwerpunkte bei der Ausstattung der Schule zu setzen. Das zusätzliche Bemühen der Stadtverwaltung, die notwendigen Baumaßnahmen in einen Prioritätenkatalog, bezogen auf alle Liegenschaften der Stadt, zu bringen, ist sicher eine echte Entscheidungshilfe für die städtischen Gremien.
Die Unterrichtsversorgung war wieder einmal begleitet von einer Auseinandersetzung mit der personalverwaltenden Stelle in Kiel, weil die Personalbemessungszahl (PBZ) der Schule zwar weder eine Unter- noch eine Überversorgung auswies, aber dennoch ein Kollege an eine Gesamtschule gehen sollte, um im sogenannten "Kaskadensystem" durch einen anderen von weiter her (womöglich) ersetzt zu werden. Zum Glück ließ sich das "Personalkarussell" offenbar nicht in Gang bringen, so daß die Stormarnschule ihren Personalbestand halten konnte, immerhin noch mit einer Unterversorgung in Religion und Sport.
Die Schule hat mittlerweile auch wieder einen Mittelstufenleiter, der sich um die Belange der Klassenstufen 7 bis 10 kümmern wird, wie zum Beispiel um die Koordination von Klassenfahrten, um Sprachenwahl, Schulfeste und Projekte und um pädagogische Aspekte. Diese Funktion hat Herr Thieme als Studiendirektor übernommen.
Für eine Verbesserung der Lehrerversorgung setzte sich auch die Schülervertretung ein, die über diese Problematik mit Herrn MdL Nabel im Söring-Saal diskutierte. Herr Nabel teilte durchaus die Sorge, daß neben einer fächerspezifischen Unterversorgung auch eine Überalterung der Kollegien durch das Fehlen von Neueinstellungen zu befürchten sei, doch wies er schließlich auf die limitierenden Haushaltszwänge des Landes hin.
Die Stärkung der Eigenständigkeit der Schule auf dem sachlich-finanziellen Sektor, die im übrigen einen erheblichen Anstieg der Arbeitsbelastung der Schulleitung und des Sekretariats mit sich bringt, soll in Zukunft auch auf personelle Entscheidungen und auf ein Sponsoring ausgedehnt werden. Allerdings ist dabei völlig unklar, wie weit und auf welche Art diese Eigenständigkeit ausgebaut werden soll. Sicher ist jedoch, daß die Stormarnschule schon seit langem in die nun als progressiv bewertete Richtung geht: Es wurde nämlich sowohl eine mittelfristige Planung zur Verbesserung der Unterrichtssituation durch die Schule selbst entwickelt und dem Schulträger vorgetragen, als auch die Stärkung des künstlerisch-musischen Bereichs zur Ausbildung eines besonderen Profils dem Ministerium vorgeschlagen. Es hatte sich nämlich in den vergangenen Jahren bereits gezeigt, daß das vorbildliche Angebot der Fachschaft Musik ohne eine ministerielle förmliche Genehmigung Gefahr laufen würde, den sächlichen und personellen Engpässen zum Opfer zu fallen. Um eine solche Entwicklung zu verhindern und um gleichzeitig die Basisarbeit für die Musikleistungskurse der Oberstufe zu intensivieren, hat sich die Schule daher um die Anerkennung ihres Musikunterrichtsangebots als "Musikzweig" mit entsprechender personeller und sächlicher Versorgung bemüht und diese am Ende des Schuljahres erhalten.
An der Stormarnschule wird also weiterhin allen Jahrgängen Musikunterricht erteilt (in dieser Zeit durchaus keine Selbstverständlichkeit), im 5. und 6. Jahrgang gibt es, genauso wie für die Mittelstufe, einen Chor. Ferner arbeitet jedeWoche ein Anfängerorchester, dessen fortgeschrittene Mitglieder in das Schulorchester "aufsteigen" können. Aus den Schulchören und -orchestern gelangen diejenigen, die den Anforderungen entsprechen können, in den Kammerchor oder in das Jugendorchester Ahrensburg. Dieses weitgefächerte Angebot wird von drei Musiklehrern, unterstützt von Privatlehrern, getragen. Würde also einer von ihnen an eine andere Schule wegversetzt (im Zuge der gleichmäßigen Musikunterrichtsversorgung der Schulen des Landes), wäre das gleichbedeutend mit dem Zusammenbruch großer Teile des Musikangebots.
Das Lehrerkollegium nutzte die Möglichkeit, sich in einer schulinternen Fortbildung dem Problem der Gewalt an Schulen zu widmen; an diesem Tag wurde das Thema einerseits pädagogisch-theoretisch mit Hilfe des Referenten Dr. Rogge und andererseits praktisch, auf die Alltagssituation an der Schule anhand eines Supervisionsmodells für den Umgang mit Lern- und Verhaltensstörungen bezogen behandelt.
Die Schülervertretung machte sich in diesem Jahr für zwei Aktionen stark: sie initiierte einen Projekttag zum 8. Mai 1945, an dem in Arbeitsgruppen verschiedene Aspekte des Themas "Nie wieder Krieg" behandelt wurden. Außerdem wurde eine Fahrt für Oberstufenschüler nach Berlin zu Gedenkstätten und Ausstellungen zu Nationalsozialismus und Weltkrieg angeboten. Außer dieser zeitkritischen Aktion organisierte eine Projektgruppe der Schülervertretung ein Schulfest in Lütjensee, dessen Zielsetzung, den Zusammenhalt der Schülerschaft zu fördern, erfolgreich umgesetzt werden konnte.
Es ist ferner seit Jahren eine Selbstverständlichkeit, daß verschiedene Konzerte und Aufführungen von der Fachschaft Musik angeboten wurden, daß der Schüleraustausch mit Castres und Seattle in bewährter Form seine Fortsetzung fand und daß Verbindungen der Schule zu ihren Ehemaligen durch Besuche "älterer Semester" unterstrichen wurden.
Ausblick auf das nächste Schuljahr
An der Stormarnschule werden mit Frau Klotz (Deutsch, Erdkunde) und Frau Stiller (Englisch, Französisch) zwei junge Kolleginnen in die Referendarausbildung gehen. Beide Kolleginnen werden im Rahmen ihrer Ausbildung auch eigenständig in ihren Fächern unterrichten.
Mit Frau Benoist werden wir, wie vor zwei Jahren, wieder eine französische Assistentin bei uns haben. Frau Benoist wird in den Unterricht der Französisch-Fachschaft eingebunden werden, steht aber auch für landeskundliche Themen anderen Fachbereichen zur Verfügung.
An der Sporthalle wird das ganze Schuljahr hindurch gebaut werden. Geplant ist, das Gebäude Anfang 1996 unter Dach und Fach zu bringen, so daß der Innenausbau beginnen kann, mit dem Ziel, in den Herbstferien 1996 den Sportbetrieb in der Halle aufnehmen zu können.
Nachdem die Ministerin für Frauen, Bildung, Weiterbildung und Sport der Einrichtung eines Musikzweiges an der Schule zugestimmt hat, werden im neuen Schuljahr die Schülerinnen und Schüler des 5. und 6. Jahrgangs mit ihren Eltern über dieses Angebot informiert werden, denn es soll mit diesen beiden Klassenstufen der Anfang gemacht werden. Das Modell sieht vor, daß dann Jahr für Jahr der Musikzweig ausgebaut wird, so daß er schließlich in ein Leistungskursangebot einmünden kann.
Im Rahmen der Bemühungen, die Eigenständigkeit der Schulen zu stärken, plant der Schulträger für 1996, den Einsatz der zugewiesenen Haushaltsmittel weitgehend in die Verantwortung der Schule zu geben. Es wird sich zeigen müssen, ob diese größere Eigenständigkeit tatsächlich den erhofften effektiveren Einsatz der Gelder bewirkt.
Hans-Christian Frahm
aus: Jahrbuch 1994/95 der Stormarnschule Ahrensburg