Jahresbericht 1996/97
Bericht des Schulleiters über das Schuljahr 1996/97
Dieses Schuljahr wurde von drei besonderen Aspekten geprägt. Zum einen konnten wir endlich unsere neue Sporthalle in Betrieb nehmen, zum anderen gab es Ereignisse, die eine intensive Planung und Diskussion präventiver Maßnahmen zur Sucht- und Sektenaufklärung erforderlich machten. Außerdem verstärkten sich in diesem Jahr die negativen Auswirkungen eines Sparprogramms, das der Schulträger angesichts schrumpfender Steuereinnahmen auch für seine Schulen verabschiedet hatte.
Mit der feierlichen Schlüsselübergabe wurde unsere neue Sporthalle eröffnet. Damit fand ein jahrelanges zähes Ringen um angemessene Sportstätten für die Stormarnschule einen glücklichen Abschluß. Im Söring-Saal wurde das Ereignis durch Festredner und Glückwunschadressen entsprechend gewürdigt, wobei besonders herausgestrichen wurde, daß das Projekt nur durch eine großzügige private Zuwendung hatte realisiert werden können. Vorangegangen waren ein Architekten-Wettbewerb, eine Umplanung des ursprünglichen Entwurfs, dutzende Planungsgespräche und der flexible Umgang mit unvorhergesehenen Problemen. Im November war es dann endlich so weit: Herr Magnussen als Architekt und Frau Reinhold als Bauleiterin der Stadt konnten die Halle an Bürgermeister Boenert übergeben. Dann wurden die vielen Gäste durch sportliche Darbietungen der Schülerinnen und Schüler unterhalten, während die Schülerschaft dieses Ereignis zum Anlaß nahm, ein Schulfest bis spät in die Nacht zu feiern.
Überhaupt knüpfte die Schülervertretung dieses Jahres an die Aktivitäten ihrer Vorgängerinnen und Vorgänger an. So war für sie keineswegs die Organisation von Feiern und Festen das wichtigste, sondern sie legte eindeutig einen Schwerpunkt auf schulpolitische Aspekte und humanitäre Hilfsaktionen. Die Schülervertretung wollte für die Schulkonferenz die Drittelparität zwischen den Lehrerinnen und Lehrern, den Eltern und den Schülerinnen und Schülern erreichen und brachte einen entsprechenden Antrag in zwei Schulkonferenzen ein, der zwar umfassend diskutiert wurde, aber am Ende nicht durchgesetzt werden konnte. Allerdings ist in Zukunft damit zu rechnen, daß diese Parität sowieso in das Schulgesetz aufgenommen wird. Das Anliegen der Schülerinnen und Schüler, eine Projektwoche zum Thema "Verständigung statt Diskriminierung" durchzuführen, fand einerseits breite Zustimmung, war aber andererseits nur so zu realisieren, daß von einer strengen ausschließlichen Themenbindung abgesehen werden mußte, um überhaupt genügend Projekte anbieten zu können. Der tatkräftige Einsatz der Schülervertretung bei der Planung, Organisation und Durchführung der Projektwoche hat alle Beteiligten überzeugt.
Auch die Einrichtung einer Cafeteria, in der die Schülerinnen und Schüler sowohl frühstücken als auch Mittag essen können, die also am Vormittag und bis in den Nachmittag hinein geöffnet sein müßte, wird von der Schülervertretung unermüdlich vorangetrieben. Verschiedene Sitzungen zur Planung dieses Projekts haben stattgefunden, auf denen Fragen der baulichen Gestaltung und der Küchenausstattung erörtert wurden.
Einen Höhepunkt in der Schülerinitiative bildete die Teilnahme an der Aktion "Schüler Helfen Leben", an der sich unsere Schülerinnen und Schüler zum zweiten Mal beteiligten. Wieder wurden Unmengen Pakete in der kleinen Turnhalle aus vielen Schulen Schleswig-Holsteins gesammelt, geöffnet und zum Teil neu sortiert, wieder verpackt und schließlich in einen Container verladen, den eine Schülerdelegation dann persönlich bis zum Bestimmungsort Mostar begleitete. Dieses vorbildliche soziale Engagement der Schülerinnen und Schüler hat wieder erhebliches Aufsehen erregt und in der Öffentlichkeit große Anerkennung gefunden. Begünstigt wurde das Gelingen des Transports und der Verteilung der Güter dadurch, daß unsere Ehemalige Nele Julius im zuständigen Büro in Mostar gerade für ein Jahr arbeitete.
Unsere Arbeit wurde in diesem Jahr von einem Konflikt überschattet, der bis heute nicht beigelegt ist. Ein Kollege hatte sich zur Mitgliedschaft in der Scientology bekannt und damit bei einigen Eltern die Befürchtung geweckt, daß er die Kinder in seinem Unterricht im Sinne von Scientology beeinflussen könnte. Um diese Möglichkeit zu minimieren, ist mit der verstärkten Information über Psychogruppen und die mit ihnen verbundenen Gefahren begonnen worden. Die Jahrgänge 9 bis 13 sind von einer Hamburger Arbeitsgemeinschaft für Jugendschutz durch einen Vortrag und eine anschließende Arbeit in Workshops über verschiedene Sekten und ihr Vorgehen aufgeklärt worden.
Wie bereits seit Jahren ist auch in diesem Schuljahr die Prävention gegen Suchtgefahren fortgesetzt worden, wobei den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen folgend der Akzent immer stärker auf eine ganzheitliche Stärkung der Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler gelegt wird. Diese umfassende Stärkung der psychosozialen Kompetenz der Schülerinnen und Schüler leistet das "life skills-Programm" von Lions Quest. Zwei Kollegen konnten es in ihren Klassen erproben; ihr Eindruck war so positiv, daß sie die Einführung des Programms für die Jahrgänge 5 bis 7 empfehlen. In der Tatsache, daß auch Eltern zur Mitarbeit in dem Quest-Programm aufgefordert sind, sehen sie zudem eine große Chance, die Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus noch enger zu gestalten.
Natürlich wurde auch in anderen Fächern die Suchtprävention berücksichtigt, wie in Biologie, so auch im Deutschunterricht vor dem Hintergrund entsprechender Lektüre.
Die Weiterentwicklung des Unterrichtsangebots stand ganz im Zeichen der Diskussion der neuen Lehrpläne, die für die Jahrgänje 5 bis 10 zum Schuljahr 1997/1998 verbindlich werden sollen. Die verschiedenen Fachkonferenzen der Schule haben sich mit der Frage des Übergangs von den alten zu den neuen Lehrplänen, mit der Zahl der Klassenarbeiten, die im Jahr geschrieben werden sollen, und mit der Realisierung fächerübergreifender Projekte beschäftigt.
Unser Schüleraustauschprogramm ist durch die Kontakte zu einem Gymnasium in Zoppot (Polen) erweitert worden. Diese Begegnung soll jedes Jahr zu gegenseitigen Besuchen von Schülerinnen und Schülern des 11. Jahrgangs führen. Die erste Fühlungnahme war so herzlich und aufgeschlossen, daß wir hoffen können, einen Austausch mit langfristiger Perspektive begonnen zu haben. Während die polnischen Gäste im Mai für eine Woche bei uns waren und ein umfassendes Besuchs- und Besichtigungsprogramm absolvierten, werden unsere Schülerinnen und Schüler im September zum Gegenbesuch nach Zoppot reisen. Da Polen im Zeichen der 1000-Jahr-Feiern steht, erwartet die Ahrensburger sicher ein ganz besonderes Ereignis.
Mit Frau Tomoko Suzuki ist für ein dreiviertel Jahr eine japanische Assistentin an unsere Schule gekommen. Frau Suzuki hatte für unsere Schülerinnen und Schüler ein besonderes Bildungsangebot im Gepäck, das von der Einführung in die japanische Sprache und Schrift, über das Vorleben und die Information über die Bräuche ihres Landes bis zu filigranen japanischen Handarbeiten reichte. In kleinen Arbeitsgruppen hat Frau Suzuki den Interessierten regelmäßig Unterricht gegeben; selbst in die Zeremonie des Kimonotragens hat sie Schülerinnen eingeweiht.
Großen Anklang fand das Angebot einer Arbeitsgemeinschaft "Eisenbahn", die sich mit dem Modellbau, aber auch mit Fragen der realen Verkehrsinfrastruktur bis hin zur Geschichte des Eisenbahnwesens beschäftigt. Bei wöchentlichen Treffen im Schulkeller entstehen inzwischen Landschaften, Schienenstränge und Pläne, die in Modulbauweise langfristig eine größere Anlage bilden sollen.
Die Finanzpolitik der Stadt Ahrensburg macht uns von Jahr zu Jahr größere Schwierigkeiten, die für unser Bildungsangebot notwendigen Anschaffungen zu tätigen. Der Schulträger war offenbar auch in diesem Jahr in der Zwangslage, bei sinkenden Einnahmen eine Politik des knappen Geldes auf der Ausgabenseite zu vertreten. Daher sind die Mittel für die Lehr- und Lernmittel weiter veknappt worden, und das angesichts wachsender Schülerzahlen. Da auch der Umfang der täglichen Schulreinigung verringert worden ist, stehen wir vor dem unauflöslichen Widerspruch, der sich aus der unzureichenden Sauberkeit der Räume und dem pädagogischen Anspruch ergibt, die Schülerinnen und Schüler zum pfleglichen Umgang mit dem Schulinventar zu verpflichten. Nach unserer Meinung sehr schleppend wurde die dringend erforderliche Sanierung des Altbaus angegangen. Zwar wurden die vorhandenen Schäden bei einer Schulbegehung einer städtischen Expertengruppe erfaßt und aufgenommen, aber tatsächliche Bauarbeiten wurden in diesem Jahr nicht mehr durchgeführt. Dabei befinden sich große Teile der Fenster und Fassaden in einem beklagenswerten Zustand.
Daß wir in mancher Hinsicht ein schwieriges Jahr hinter uns haben, ist auch an der Unterrichtsversorgung abzulesen. Durch krankheitsbedingten Unterrichtsausfall war die Arbeit an der Schule im ersten Halbjahr erheblich beeinträchtigt, so daß es in dieser Zeitz u spürbaren Kürzungen in der Versorgung einzelner Klassen gekommen ist. Dieser unbefriedigende Zustand änderte sich erst, als sich mit der Zuweisung der Kollegen Karsten und Löbel die Lage entspannte.
Ausblick auf das nächste Schuljahr
Für Frau Schulz, Herrn Schwochow und Herrn Burmeister, die uns im Laufe des Schuljahres verlassen haben, sind Herr Löbel, Herr Karsten und Frau Schütze neu in das Lehrerkollegium eingetreten. Alle drei unterrichten das Fach Deutsch und dazu Philosophie beziehungsweise Sport und Erdkunde. Auch die Referendarin Frau Fölsch (Englisch, Französisch), die Referendare Herr Mertens (Englisch, Geschichte) und Herr Reuter (Musik) werden mithelfen, daß die Lücke im Unterrichtsangebot der Schule weiter geschlossen wird, indem sie eigenständig mit jeweils acht Wochenstunden unterrichten werden. Die neuen Lehrpläne werden im kommenden Schuljahr für die 5. bis 10. Klassen in Kraft treten. Die Fachkonferenzen haben den Übergang von den alten zu den neuen Lehrplänen vorbereitet und werden in den ersten Monaten beobachten, ob mit den neuen Plänen ein Arbeiten auf gymnasialem Niveau weiterhin möglich sein wird und ob somit die Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen der Oberstufe hinreichend vorbereitet werden können.
Weil im übernächsten Schuljahr ein Erlaß in Kraft tritt, der die weitgehende Streichung der Ausgleichsstunden für die Schulverwaltung, die Betreuung der Fachbereiche und Gerätesammlungen vorsieht, müssen im nächsten Schuljahr für diese schwierige Situation Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden. Sollte es zu keiner befriedigenden Lösung kommen, droht eine Vernachlässigung der Pflege wertvollen Inventars.
Ein wesentlicher Fortschritt bei der Sanierung unseres Altbaus wird durch den weiteren Einbau neuer Fenster erzielt werden. Dadurch wird sicherlich eine wesentliche Verbesserung der Heizungsenergiebilanz erreicht werden.
Präventionsprogramme zur Verbesserung der psychosozialen Kompetenz unserer Schülerinnen und Schüler könnten mit der Einführung des Quest-Angebots "Erwachsen werden" erweitert werden. Bisher haben zwei Kollegen mit diesem Programm in ihren Klassen gearbeitet und empfohlen, es verstärkt in den Jahrgängen 5 bis 7 einzusetzen. Allerdings wird es dazu erforderlich sein, daß der größte Teil des Kollegiums an entsprechenden Fortbildungsveranstaltungen des IPTS teilnimmt. Außerdem soll die Aufklärung über die Gefahren, die von Sekten ausgehen können, für den 9. Jahrgang fortgesetzt werden.
Der Einstig in das Energiesparprogramm "fiffty-fiffty" ist beim Schulträger angemeldet worden, so daß erste Schritte zur Umsetzung des Projekts im kommenden Schuljahr umgesetzt werden könnten. Der unmittelbare Vorteil liegt für die Schule darin, daß sie die Hälfte der eingesparten Mittel für eigene Belange zur Verfügung gestellt bekommt.
Hans-Christian Frahm
aus: Jahrbuch 1996/97 der Stormarnschule Ahrensburg