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Jahresbericht 2009/10

 

Bericht der Schulleiterin über das Schuljahr 2009/2010

 Manchmal macht das (Schul-) Leben schwindelig - wie auf einem          Karussell. Zu schnell denken wir an das Morgen, planen weit voraus und vergessen dabei, dass wir nicht die alleinigen Schöpfer unserer Zukunft sind: Anfang Juli lag vor mir zur Unterschrift das Zeugnis von Clemens Mühlberg: «Versetzt in die 8. Klassenstufe». Mit welcher Selbstverständlichkeit, aber auch Zuversicht haben wir Ende Juni eine Aussage uber die Zukunft von Clemens gemacht? Der zwölfjährige Junge war nur wenige Tage zuvor einem aussichtslosen Kampf gegen eine schwere Krankheit erlegen: unwiderruflich, endgültig. «Niemals sind wir hilfloser unglücklich, als wenn wir das geliebte Objekt verloren haben», dies notierte der große Psychoanalytiker Sigmund Freud 1924 nach dem Tod sei­nes Enkelkindes. Gerade wir Menschen der westlichen Hemisphere, die wir das Thema "Tod" doch tabuisiert haben und uns daher auch gern der Illusion hingeben, über unser Leben selbst befinden zu können, fühlen uns in solch schlimmen Momenten ohnmächtig, ausgeliefert. Es ist etwas passiert, was sich unseren Planungen widersetzt, worauf wir überhaupt keinen Einfluss gehabt ha­ben. Und nur wenige Wochen vor Clemens' Tod suchte eine Schülerin ihren Tod in einem Sprung aus dem Fenster. In dieser entsetzlichen Situation hat die gesamte Schulgemeinschaft viele Möglichkeiten des Schutzes und der Kraft geboten, die sich in dem Konzert am selben Abend noch einmal fokussierten: Musik als Quelle für Halt und Geborgenheit auch in der Gemeinschaft, die ihre Ratlosigkeit nicht verdrängte und ein Zeichen des Mitfühlens und des Mitleidens setzen wollte.

So haben auch besonders positive Momente der Solidaritat noch im Nachhinein eine weitreichende Wirkung, als z.B. die Sechstklässlerin Alica vor mir stand und mir sagte, sie wolle unbedingt das Projekt "Flügel für Ahrensburg" mit einer Schwimmaktion unterstützen. In anderthalb Stunden (genau 88 Minuten!) - die Zeit, die der Klavierstimmer benotigte, um die 88 Tasten des C-Flügels in der Laeiszhalle zu stimmen - schwamm Ali­ca mit der Unterstützung ihrer Klasse und ihrer Mutter Frau Gebhardt 202 Bahnen. Dieses persönliche grofte Engagement hat mich sehr berührt!

Zahlreiche weitere Schüleraktionen schlossen sich an, u.a. die Disco der 10b fur die Unterstufenschüler, Plätzchenbacken der 6a in Form einer Taste, fantasievolle Plakate des 11. Jahrgangs (unter Leitung von Herrn Mar­tens). Zum Ende des Jahres 2010 wird ein neuer C-Flügel der Firma Steinway den Eduard-Soring-Saal schmücken, er ist das gemeinsame Werk der Stormarnschule (mit vielen Sponsoren), des Vereins Jugendorchester Ahrensburg, des Vereins Theater und Musik, einer ortsansässigen Firma und allen voran der Haspa mit einer außerst großzügigen Unter­stützung.

Mit besonderer Freude habe ich zur Kenntnis genommen, dass sich zur Finanzierung des Abiturballs Veranstaltungen unter dem Motto «Kultur statt Saufen» etabliert haben. Ziel ist es, langfristig auf die üblichen "Vorfinanzierungsparties" zu verzichten, die sich vor allem durch einen sehr hohen Alkoholkonsum auszeichnen. Der diesjährige 13. Jahrgang unterhielt sein Publikum mit einem «Weimar-Klassik-Abend», dem Musical «Wir sind dann mal weg - nach 13 Jahren um die Welt» und einer beeindruckenden Vernissage im Marstall.

Das Ambiente nicht nur fur derartige Veranstaltungen an der Stormarnschule wird zukünftig endlich stimmen: Die Schule erhält eine neue Cafeteria und eine an sie angegliederte Pausenhalle, die gleichzeitig als Foyer fur alle Abendveranstaltungen auch außerschulischer Art (z.B. des Vereins Theater und Musik) im Eduard-Söring-Saal dienen wird. Wir können diesen Erweiterungsbau, dessen Pläne bis in die 80er Jahre zurückreichen, mit Recht einen Meilenstein in der Geschichte der Stormarnschule nennen. Besonders die neue vergrößerte Cafeteria wird uns bei der Umstellung des Schulbetriebs auf G8 gute Dienste leisten. Die Einrichtung einer Ca­feteria überhaupt war urspüinglich eine Initiative von Schülern und Eltern gewesen und wurde acht Jahre lang großzügig von Herrn Fielmann unterstützt. Dafur danke ich im Namen aller Schüler und Eltern Herrn Fielmann persönlich! Auf dieser Basis kann nun der neu gegründete Cafeteria-Verein in neuen Strukturen erfolgreich arbeiten. Wir werden nicht nur weiterhin gesund ernährt - neue Schüler, Eltern und Lehrer haben mich auch wiederholt auf die niedrigen Preise bei gleichzeitig hoher Qualität angesprochen. Ein herzliches Dankeschön für die gelungene Umstrukturierung geht an dieser Stelle an den SEB-Vorstand, den VdF-Vorstand, den Cafeteria Vereins-Vorstand und selbstverstandlich auch an alle hier engagierten Mütter, Väter, Großmütter und -väter und Kolleginnen!

Der Stadt Ahrensburg, unserem Schulträger, sind wir nicht nur fur den Neubau der Pausenhalle und der Ca­feteria Dank schuldig, sondern ebenso fur die Sanierung des Theaterraums und die bereits erfolgte Renovierung zweier Klassenräume im dritten Stock, die gleichzeitig mit dem «Dynamischen Licht» (Philips) und neuem Mobiliar ausgestattet worden sind. Das «Dynamische Licht» stellt ein Pilotprojekt dar, dessen Ziel es ist, über eine an unterschiedliche Aufmerksamkeitsstufen angepasste Lichtregulierung den Lernerfolg zu steigern. Wir ha­ben außerdem 243 zusätzliche Fahrradständer auf dem Gelände erhalten, die zu einer erheblichen Entlastung anderer Abstellflächen beitragen. Die Initiative für diese Maßnahme ist unserer SV zu verdanken! Im Rahmen des Konjunkturprogramms II unter dem Stichwort «Energetische Maßnahmen» ist der Rundbau inzwischen ebenfalls saniert worden, er hat eine Wärmedämmung an Wänden und Dach erhalten.

Im Rahmen der bereits mehrfach vorgestellten "World Educational Alliance" (WEA) hat die Stormarnschule auch an der fünften Jahreskonferenz, die in den Herbstferien 2009 in Bangalore/Indien stattfand, mit Frau Vierck und Herrn Gaumnitz teilgenommen. Frau Bergmann war im Rahmen der WEA im Frühjahr 2010 mit einer Gruppe von sechs Schülern in China. Der bilinguale Vorkurs von Frau Dr. Schneider-Geest stand mit einer 23-köpfigen Schülergruppe unserer WEA-PartnerschuIe in Hongkong im regen Mailkontakt, der durch einen Besuch der Hongkong-Chinesen im Juli in Ahrensburg einen großartigen Höhepunkt fand.

Auch im Schuljahr 2009/2010 war die Begeisterung unserer Schülerinnen und Schüler für Wettbewerbe ungebrochen: Frau Atorf und Frau Dr. Schneider-Geest initiierten den ersten Vorlesewettbewerb Englisch an unserer Schule fur die achten Klassen, Siegerin wurde Merle Gudjons. Aus dem Vorlesewettbewerb Deutsch der sechsten Klassen ging Claire Parusel als Gewinne-rin hervor. Für herausragendes Engagement bei ihrem Projekt zum Thema Alter und Demenz erhielt die 9b einen Preis der Alzheimer-Gesellschaft Schleswjg-Holstein; Herr Troche hat das Projekt begleitet. Den Schüler-Medienpreis Schleswig-Holstein für ihren selbst gedrehten Kurzfilm bekamen Julia Benthien, Jo­hanna Blume, Emily Dakers, Ann-Katrin Pfeufer, Laura Wagner (von unserem Filmspezialisten Herrn Karsten angeschoben). 14 Schüler nahmen erfolgreich an der Kreisrunde der Mathematik-Olympiade in Trittau teil; die Landesrunde in Kiel bestritten mit guten Plätzen Gesine Kröger, Michael Bornholdt und Tristan Harder. 287 Schülerinnen und Schüler beteiligten sich am Känguru-Wettbewerb, 75 Schülerinnen und Schüler haben im Mai mit Erfolg die externe Französisch-Prüfung DELF abgelegt. Und unsere Sportler konnten ebenfalls punkten: Die Hockeymannschaft der Jungen nahm am Bundesfinale von «Jugend trainiert für Olympia» in Berlin teil. Im Handball wurden unsere 11- und 12-jährigen Jungen Vize-Kreismeister, und die Schulmannschaft der Mädchen im Basketball belegte den zweiten Platz bei den Bezirksmeisterschaften im Rahmen von «Jugend trainiert für Olympia». Allen herzlichen Glückwunsch!

Der diesjährige 11. "Infotag Arbeitswelt" fur die Jahrgänge 9 bis 12 ist mit einem wunderbaren Auftritt des A-Capella-Ensembles «Vocal Storms» eingeläutet worden: Engagierte Eltern und/oder Ehemalige stellten nach einer Podiumsdiskussion als Referenten/innen ihren jeweiligen Beruf auf einer "Berufsmesse" vor und luden anschließend zu Workshops in kleinen Gruppen ein.

Durch das ganze Jahr hindurch begleiteten uns die zahlreichen Sommer- und Weihnachtskonzerte, die Gemeinschaftskonzerte mit anderen Schulen aus dem In- und Ausland und besondere musikalische Auftritte unserer Chor- und Orchestergruppen zu festlichen Anlässen. Einige Höhepunkte möchte ich hervorheben: die Regionalbegegnung «Schulen musizieren» im Eduard-Söring-Saal; die Konzertreise des Jugend-Sinfonieorchesters Ahrensburg durch Estland; Besuch und (Gemeinschafts-) Konzert von 54 Musikern des Blue Lake International String Orchestra; der Bau von 33 Cajons (Kistentrommeln) wahrend eines Workshops der Klasse 8a mit einem Musiklehrer der Gesamtschule Hamburg-Horn (begleitet von Frau Ziegenmeyer).

Mit Beginn des Schuljahres 2009/2010 nahmen elf neue Lehrerinnen und Lehrer ihren Dienst auf: Frau Dr. Barnowsky (Französisch, Geschichte), Herr Karacsony (Geschichte, Latein), Frau Kaßler (Englisch, Biologie), Frau Kehl (Mathematik, Sport), Herr Klinckhamer (Englisch, Französisch), Frau Minde (Deutsch, Erdkunde), Frau Scholl (Biologie, Sport) und Frau Siebert (Biologie, Sport). Ihre Ausbildung begannen Frau Brunswig (Englisch, Religion), Herr Plorin (Deutsch, Erdkunde, Sport) und Frau Gramzow (Deutsch, Geschichte). Zum Halbjahreswechsel begrüßten wir im Kollegium Frau Beck (Deutsch, Englisch), Frau Borchert (Mathematik, Physik) sowie Frau Frercks (Biologie, Sport), die aus der Elternzeit zurückkehrte. Verabschiedet haben wir Frau Speer (Englisch, Wirtschaft/Politik), die nach 12 Jahren die Stormarnschule verlässt und ab dem Schuljahr 2010/2011 am Ostsee-Gymnasium in Timmendorfer Strand tätig sein wird. Frau Atorf (Chemie, Englisch) ist nach Beendigung ihrer Ausbildung verabschiedet wor­den, Frau Harmsen (Textiles Werken) ist pensioniert worden und Frau Kehl (Mathematik, Sport) ging in den Mutterschutz.

Clemens wird allen in Erinnerung bleiben, die ihn gekannt, geschätzt und geliebt haben. Uns bleibt, sich immer wieder daran zu erinnern, dass neben dem furchtbaren Schmerz das Leben doch lebenswert ist. Die schlimmen Erfahrungen machen uns bewusst, dass eben nichts im Leben selbstverständlich ist und gerade das Po­sitive, die erfreulichen Erlebnisse gepflegt werden müssen. Vielleicht zeigen wir nun eher eine Gelassenheit gegenüber Dingen, die wir normalerweise überbewerten: nur eine 4 in Englisch? Unterrichtsausfall? Nachtragshaushalt? Und vor allem wird eine große Dankbarkeit bleiben, wenn ein Suizidversuch ein Versuch geblieben ist und der Schülerin ein neuer Start zurück ins Leben - zu uns - geschenkt wird.

Ich bedanke mich persönlich bei meinen Kolleginnen und Kollegen, den Eltern, den Stadtvertretern und bei allen Schülerinnen und Schülern für ein Schuljahr, das uns mit seinen vielfältigen Erfahrungen bereichert hat. Wenn der Einzelne stets das Gesamtwohl der Schule im Blick behält, wird auch das Miteinander aller Beteiligten gut gelingen. Nicht nur die jährliche Aufräumaktion - nun schon zum dritten Mai - ist ein Beleg dafür, dass wir mit Recht sagen können: schöne Schule - schöne Stormarnschule.

 

Dr. Michaela Witte

aus: Jahrbuch 2009/10 der Stormarnschule Ahrensburg, S. 5-7